Die Loci-Methode

Die Loci-Methode ist eine sehr alte Methode für das Gedächtnis. Sie hilft dir dabei, dir alle möglichen Dinge besser zu merken.

Das ist Anna. Anna lernt Deutsch. Sie möchte gern die deutschen Wochentage lernen, Montag, Dienstag, Mittwoch und so weiter. Die Loci-Methode könnte ihr helfen.

Wir können uns Wörter durch lautliche Assoziationen merken.

Der bekannte Kinderbuchautor Paul Maar hat es perfekt vorgeführt: Am Dienstag geht Herr Taschenbier – das ist der Held seiner Bücher – zum Dienst, am Mittwoch ist die Mitte der Woche.

Am Donnerstag donnert es, am Freitag hat Herr Taschenbier frei, und am Samstag? Am Samstag kommt natürlich das freche Sams! Aber das ist noch nicht alles.

Mit der Loci-Methode kann Anna ihr Gedächtnis weiter verbessern. Die Loci-Methode stammt aus der Antike. Die alten Griechen haben sie erfunden. Sie haben festgestellt, wann unser Gedächtnis besonders gut funktioniert: Dann, wenn wir die Dinge, die wir uns merken wollen, mit Orten verknüpfen.

Der römische Redner Cicero stellte sich das Forum Romanum vor, um sich auf seine Reden vorzubereiten – den großen Markplatz im alten Rom.

Andere Vorschläge, für uns heute, wären: zum Beispiel unser täglicher Weg zur Arbeit. Oder ein Museum. Oder unser Wohnzimmer. Oder irgendein Ort, den wir gut kennen.

Diesen Platz zum Beispiel kennt Anna sehr gut. Sie geht oft dort vorbei.

Nun verknüpft sie jeden Wochentag mit einem Wort, das dem Tag lautlich ähnlich ist. Das kann ein Wort ihrer Muttersprache sein – oder einer anderen Sprache, oder ein deutsches Wort, das sie schon kennt. Am Sonntag scheint die Sonne. Der Mond folgt am Montag. Am Dienstag denkt Anna vielleicht an James Dean, den Schauspieler. Und so weiter.

Nun stellt sie sich vor, dass sie den Platz betritt. Biegt sie nach links ab, steht da eine Bank. Und auf der Bank sitzt ein großer Mond und ruht sich aus. Das ist der Montag. Je absurder die Bilder sind, desto besser.

Wenn sie weiter geht, kommt sie an der Kirche vorbei. James Dean klettert dort den Kirchturm hinauf. Das ist der Dienstag. Nun geht sie zum großen Baum, der mitten auf dem Platz steht – der Mittwoch. Und so weiter. So merkt sich Anna alle Wochentage.

Anna freut sich sehr über ihr gutes Gedächtnis! Diese Methode muss man ein wenig üben, dann funktioniert sie für vieles, was wir uns merken wollen. Mein Tipp: Einfach mal ausprobieren!

Die Loci-Methode im Fremdsprachenunterricht

Die Loci-Methode ist sehr alt und bei Gedächtniskünstlern bekannt und beliebt. Aber hilft sie auch Lernenden einer Fremdsprache beim Vokabellernen?

Mit der Loci-Methode lassen sich besonders gut Wörter in bestimmten Reihenfolgen lernen. Im Video oben werden die Wochentage als Beispiel genannt.. Ein anderes Beispiel, das häufig beschrieben wird, wenn die Loci-Methode erklärt wird, ist die Reihenfolge der Planeten: Merkur, Venus, Erde, Mars usw. Der römische Redner Cicero merkte sich mit dieser Methode die Reihenfolge seiner Aussagen und Argumente in seinen Reden.

Geschichtliches

Tatsächlich wurde die Methode bereits im alten Griechenland erfunden. Bücher waren teuer, deswegen waren die Menschen damals, mehr als wir heute, auf ihr Gedächtnis angewiesen. Angeblicher Erfinder war der Poet und Redner Simonides von Keos um 500 v. ChrAnlass dafür, dass die er die Methode erfunden hat, war der Legende nach, ein tragisches Ereignis. Ein Gebäude, in dem er sich mit Freunden traf, stürzte zusammen. Die Leichen waren nicht mehr identifizierbar, aber Simonides von Keos hatte sich die Orte gemerkt, an denen er seine Freunde zuletzt gesehen hatte, und so konnte er die Überreste der Körper zuordnen.Cicero beschreibt die Methode in seinem Werk „De oratore“.Cicero schritt dabei gedanklich die Umgebung des Forums in Rom ab

Die Methode funktioniert am besten in Verbindung zu Orten, mit denen wir vertraut sind, Einen Weg abschreiten. Anna im Video orientiert sich an einem Platz in der Stadt. Oft wird auch die eigene Wohnung oder das Wohnzimmer empfohlen. Wichtig ist, dass immer derselbe Weg genommen wird.

Fremdsprachenlernen: die Schlüsselwortmethode

Beim Fremdsprache lernen wird die Loci-Methode oft verbunden mit der Schlüsselwortmethode. Paul Maar hat das in seinen Kinderbüchern vorgeführt „….“ . Als erstes hat man die Aufgabe, sich möglichst absurde Bilder und Situationen vorzustellen, wie der Mond, der sich auf der Bank ausruht, oder James Dean, der auf den Kirchturm hinaufklettert in dem Video. Oft werden die Wörter, vor allem zu Beginn des Fremdsprachenlernens, mit denen der Muttersprache verbunden. Für eine Amerikanerin z.B. liegt es nahe, Blume mit dem Wort bloom (Blüte) zu verbinden.  Oder Freitag mit „fry“ (braten / Bratpfanne).Die Wörter werden dann an den Orten entlang des imaginierten Weges „platziert“, auf möglichst originelle Weise. Z.B. kommt man an einem Denkmal auf dem Marktplatz vorbei, mit dem anstatt eines Kaisers eine Bratpfanne verehrt wird.

das Prinzip der „Schlüsselwort-Methode“

„Weil am Sonntag die Sonne scheint, am Montag Herr Mon zu Besuch kommt, am Dienstag Dienst ist und am Mittwoch Wochenmitte, weil es am Donnerstag donnert und am Freitag frei gibt – deswegen, aber auch nur deswegen kommt am Samstag das Sams zurück, jenes kleine rüsselnasige Wesen mit den roten Stachelhaaren, das der brave Herr Taschenbier gleich beim ersten Besuch so lieb gewonnen hat.“

aus: „Am Samstag kam das Sams zurück“ von Paul Maar, Oetinger Verlag

Verknüpfungen

Die Wirksamkeit der Verknüpfungen ist heute auch wissenschaftlich erwiesen. Nicht nur Orte, sondern das gesamte Setting beeinflusst das Gedächtnis: Man kann das Gelernte zuverlässiger und schneller abrufen, wenn man sich in der selben Umgebung befindet, in der man gelernt hat. Zu den entscheidenden Faktoren gehören aber nicht nur der Ort, sondern auch die Tageszeit, Stimmung, Emotionen, Gerüche. Das spricht auf der einen Seite dafür, Lern- und Abrufsettings zu variieren. Auf der anderen Seite kann es beim Abrufen aus dem Gedächtnishelfen und damit für die erstenFestigung hilfreich sein, wenn z.B. Vokabeln zunächst in einem ähnlichen Setting wie bei der ersten Begegnung wiederholt werden. Dieses kann auch imaginiert werden, d.h. die Lernen stellen sich vor, sie seien am Ort, an dem sie die Wörter kennen gelernt haben.

Die Loci-Methode im Museum

Ein Museum ist normalerweise kein vertrauter Ort. Dennoch können bewusste Verknüpfungen von Wörtern und Wortgruppen mit Orten und Objekten Museums sinnvoll und hilfreich sein. Am nächsten Tag nach dem Museumsbesuch wird der Weg gedanklich noch einmal wiederholt, gemeinsam mit den neuen Wörtern, die an den Stationen gelernt wurden. Hilfreich könnte es dafür sein, sich vor dem Besuch einen Plan des Museums geben zu lassen, in dem die Wörter eingetragen werden. Die Lerner können sich auch selbst einen Plan zeichnen.